Der gebürtige Berner Raphael Reift studierte Theologie. Nach dem Abschluss des Studiums erzwangen Depressionen einen halbjährigen Aufenthalt in der Tagesklinik der Waldau. In der dortigen Kunstwerkstatt begann er zu malen. Seither arbeitet er, einem zwanghaften gestalterischen Drang folgend, täglich mit Pinsel und Farben. Das intuitive Malen ergänzt er mit anatomischen Studien sowie einer intensiven Beschäftigung mit dem Schaffen von Joan Miró, Jean-Michel Basquiat, Pablo Picasso, Paul Klee und Kinderzeichnungen.
Zumeist malt Raphael Reift auf dem Boden seines Ateliers, das zugleich die Stube seiner Wohnung ist, mit Aquarellfarbe, Tinte, Acryl oder Kreide auf Papier. Seine ersten Werke sind ganz von dunklen Tönen und einer höchst sorgfältigen Linienführung bestimmt. In späteren Arbeiten pendelt der Ausdruck zwischen der minuziösen Pinselführung und einer freieren, expressiveren Gestaltung. Seine Motive schöpft Raphael Reift aus seinem Unbewussten und visualisiert diese in Bildern, in denen sich Figürliches und Symbolisches verbinden. Dabei versucht er sich ganz von seiner malenden Hand führen zu lassen.
Künstler-Statement:
Meine tägliche Malpraxis ist eine Ergründung des Unbewussten. Im Zustand des Flow lasse ich alles gehen und geschehen. Ich versuche die kindliche Neugier wieder zu entdecken. Quasi eine Archäologie der Kindheit. Ich bin von Kinderzeichnungen fasziniert und versuche, mich selbst bei jeder Zeichnung, bei jedem Gemälde zu überraschen. Ich weiss während des Malens nie, was dabei herauskommen wird und was ich dabei mache. Ich arbeite in Schichten. Manchmal sind es Vorzeichnungen oder geometrische Formen, Kritzeleien, Experimente mit Farben und verschiedenen Materialien, die sich intuitiv ergeben und übereinander zu einem Ganzen ergänzen. Motivisch versuche ich immer wieder Chaos und Harmonie zu balancieren. Der Ausdruck zwischen minuziöser Pinselführung und einer freieren, expressiveren Gestaltung. Ein perfektionistischer Drang zwingt mich immer wieder dazu, aus meinen eigenen Begrenzungen auszubrechen.
Ich bin fasziniert von Art Brut und Outsider Art. Aber auch von Karel Appel, Joan Miró, Jean-Michel Basquiat, Pablo Picasso und Paul Klee. Meine Titel finde ich durch Assoziation. Ich stehe vor dem fertigen Bild und versuche einen Titel zu finden, der für mich passt. Es kann eine Gedichtzeile aus einem selbstverfassten Gedicht sein oder auch eine popkulturelle Referenz. Die Bilder sollen auch ohne Titel für sich sprechen. Die Titel eröffnen eine zusätzliche Sinndimension.
Im Juni 2024 ist Raphael Reift erneut der Kunstwerkstatt Waldau beigetreten.