Walter Morgenthaler 1882 - 1965
In der Zeitspanne von 1914–1930 sammelt Walter Morgenthaler bildnerische und erzählerische Dokumente von Psychiatrie-Patientinnen und -Patienten. Die Sammlung umfasst über 2500 Bilder, rund 1500
Textblätter sowie Arbeiten aus Holz, Stoff, Metall und anderen Materialien, insgesamt mehr als 5000 Dokumente.
Walter Morgenthaler sammelt diese Dokumente als Psychiater und Psychotherapeut, vor allem zu den Zeiten, als er in der Irrenanstalt Waldau tätig ist. Er entnimmt sie aus den Krankengeschichten
der Psychiatrie-Patientinnen und -Patienten, katalogisiert sie und interpretiert sie aus diagnostischer Sicht.
Die gesammelten Zeichnungen und Texte dienen u.a. als Belegmaterial für seine 2018 publizierte Habilitationsschrift „Übergänge zwischen Zeichnen und Schreiben bei Geisteskranken“. Die Sammlung
beinhaltet Arbeiten von Adolf Wölfli und von weiteren Patientinnen und Patienten der Irrenanstalt Waldau. Zusammen mit der Sammlung „Prinzhorn“ aus Heidelberg gehört die Sammlung Morgenthaler zu
den weltweit bedeutendsten Kollektionen von künstlerischen Arbeiten von Psychiatrie-Patientinnen und -Patienten. Sowohl Walter Morgenthaler wie auch Hans Prinzhorn sind überzeugt davon, die
künstlerischen Arbeiten mit Gewinn für diagnostische Zwecke interpretieren zu können. Heute steht vielmehr die therapeutische Wirkung der künstlerischen Beschäftigung von Psychiatrie-Patientinnen
und -Patienten im Vordergrund.