Menschen mit Psychiatrieerfahrungen sind im Schnitt weder mehr noch weniger kreativ als die Allgemeinheit. Bei vielen können diese Erlebnisse aber Kräfte freilegen, die vorher verborgen waren.
Der 2004 gegründete Verein Kunstwerkstatt stellt Kunstschaffenden mit Psychiatrieerfahrung einen Raum und Material zur Verfügung. Heute besteht der Verein aus über 40 Künstlerinnen und Künstlern. Deren Schaffen lässt sich als Art Brut oder Outsider Art zusammenfassen. Gemeint ist, dass diese "rohe Kunst" von Menschen geschaffen wird, die sich ihr Können in der Regeln autodidaktisch erworben haben. Die Werke entstehen zwar abseits des etablierten Kulturbetriebs, doch hat Art Brut längst die gebührende Beachtung gefunden und ist Teil des Mainstreams geworden. Die vielen Ausstellungen im In- und Ausland belegen, dass auch die Kunstwerkstatt Waldau Teil dieser Entwicklung ist.
Die Kunstwerkstatt ist jede Woche an sechs Halbtagen geöffnet; Kunstschaffende verbringen jährlich rund 5000 Stunden in der Kunstwerkstatt. Freiwillige betreuen die Gemeinschaftsateliers. Vom Verkauf der Bilder geht ein kleiner Prozentsatz an den Verein, der sich durch Mitgliederbeiträge und Sponsoring finanziert. Die Scheune mit den Ateliers der Kunstwerkstatt befindet sich auf dem Gelände der Universitären Psychiatrischen Dienste Waldau. Die Werkstatt arbeitet aber unabhängig von dieser Institution.
Zur Gründung der Kunstwerkstatt hat beigetragen, dass Adolf Wölfli in der damaligen Nervenheilanstalt Waldau 35 Jahre als Patient verbracht hat. Er ist einer der bekanntesten Künstler der Art Brut. In der Waldau schuf er 3000 bildnerische Werke und beschrieb auf über 25 000 Seiten seine Visionen. Sein Nachlass wird heute im Berner Kunstmuseum verwahrt.